| Aene Gespinst |






aene gespinst.





29.04.11

Opozniony



We are so froh, wieder in unserer Zeitzone gelandet zu sein. Opozniony ist das Wort der Stunde (dazu muss man sich noch alle möglichen Striche, Haken und Akzente in das Schriftbild dieses Wortes denken, die mein Computer nicht zu tippen im Stande ist) - jedenfalls ist es polnisch und bedeutet verspätet. Und verspätet, das waren wir um 5 Stunden. Diese 5 Stunden Wartezeit konnte ich nur durch hartnäckige Kritzelei, Döserei und Hörbuchhörerei überstehen. Es war nicht der gelungene Abschluss, den ich mir für meine persönliche Polenpremiere gewünscht hätte, aber nun sind wir wie gesagt froh, wieder zu Hause zu sein. Ein letztes Ärgernis bestand zu guter Letzt nur noch darin, dass ich wegen der Hochzeit des Jahres, ach was, Jahrhunderts, wider Willen 4 Pfund für einen ebenfalls wider Willen angetretenen Umweg ausgeben musste.  
Doch sei auch gesagt, dass Polen sehr lustig und freundlich ist und sich der Geldbeutel natürlich viel weitläufiger anfühlt als in London. Bald gibt es auch Bilder dazu. Bilder verspreche ich ja regelmäßig und so möchte ich dieses Versprechen mal wieder erneuern. 

21.04.11

...oder anders ausgedrückt


Aus einer WG, in der ich kurzzeitig mal in Berlin gewohnt habe. Dieses kongeniale Wandgemälde beachtlicher Größe war an die Küchenwand gemalt und hat mich immer daran erinnert, dass der Wille fragil ist und sich schon mal auflösen kann. Und dann fragt man sich, wo er denn so plötzlich hinverschwunden ist, wenn er schon verschwunden ist. Irgendwie schön und beruhigend, menschliche Eigenschaften so undramatisch, schlicht und ein wenig ironisch dargestellt zu sehen. 

15.04.11

Best of Mietvertrag

Ich habe ja bereits angemerkt, dass safety hier The Big Issue ist. Deswegen möchte mal aus meinem 17-seitigen Mietvertrag zitieren, der nichts dem Zufall überlässt und unfreiwillig komisch ist. Es finden sich dort Regeln für alle Bereiche des Lebens und Mietens.


Tipps zum Energiesparen in den Tropen:
"Where a fixed rate is agreed the tenant nevertheless agrees to be frugil and not waste energy by e.g. not adjusting thermostactic radiator valves to the optimum position creating the most comfortable temperature for each area instead of e.g. having the whole house set at an unnecessary tropical level."
Wie man sich verhalten sollte, wenn der Landlord potentielle neue Mieter zur Besichtigung einlädt, zum Beispiel der zu akzeptierende und nicht mehr zu akzeptierende Grad der Sauberkeit zum Zeitpunkt der Besichtigung:
"Ultracleanliness is not expected e.g. an isolated sink full of dirty dishes some might reasonably expect.  A number of factors combine to deter prospective viewers, e.g. dirty: floors, toilets, sinks, hobs, hoods, ovens, fridges, cluttered kitchen worktops, the smell of damp washing (unreasonable where a dryer is provided), the inability to walk across floors without risk of stepping upon possessions and general clutter."
Zum Glück riecht unser Kühlschrank immer nach Bergblümchen. ...Aber auch wie hübsch man selbst bei der Besichtigung dreinschaut, ist vertraglich festgelegt:
"Not allow a lack of personal hygiene or sensitivity to others to adversely affect the comfort and wellbeing of other members or prospective members of the household or visitors thereto."  
Und viele generelle Anforderungen an das Verhalten des Mieters:

"Will place any waste food matter and tin lids within tied up binliners to minimise smell within the Grey coloured Landfil wheelie bin the lid of which must not be allowed to remain open to prevent vermin getting in."
Zum Glück riecht auch unser Grey coloured Landfil wheelie bin immer nach Bergblümchen. ...Stören sollte man seine Mitbewohner keinesfalls:
"Such nuisance will include, e.g. locking household items in your room – e.g. vaccuum cleaner; repeated requests to borrow money or possessions; intimidation; bullying of tenants by either male or female; domination of space or speech; uninvited sexal advances; sexual harrasement; threatening words or actions; offensive language; statements or words likely to intimidate or cause fear of rape or violence; fear for personal safety; uninvited or unwanted noise which can be heard by others behind a closed door."
Domination of space ist mitunter schwierig zu unterbinden, wenn man sich in einem Raum kaum um die eigene Achse drehen kann. Da kommt man sich unfreiwillig schon mal recht dominant vor. Ich gebe mir trotz allem große Mühe, auf 10qm sehr unauffällig zu wirken, ja regelrecht zu verschwinden.
Und natürlich: Drogen und "Parties in Anführungszeichen":
"Not become unacceptably disorderly or intoxicated by any form of alcohol, drugs or chemical whilst in the household, nor enter the property in such a condition, nor permit visitors nor encourage others to do so, nor be in any way connected with such activities. Not take drugs other than prescribed by doctors for the duration of any tenancy or residency. Written permission from the landlord is required before inviting more than ten individuals to a ‘party’ at the accommodation."
Und zu guter Letzt, und das ist echt der Kracher, finden sich im Mietvertrag tiefgründige Überlegungen zu Gefahrenpotentialen von Haustieren:
"Cats and rabbits would not be allowed due to inter alia potential damage, allergies and similarly dogs but a guide dog would be considered, likewise a goldfish as it is unlikely to cause damage. Each request would be considered relative to the perceived threat or risk presented."
Ein klein bisschen lustig ist das schon, so viele Anforderungen, um in einer (umgebauten) Garage leben zu dürfen. Aber auch auf kleinem Raum will anständig gelebt werden und anständig, das sind wir.  

03.04.11

Tage werden länger, wenn man weniger tut

Ein neuer sonniger und für mich 3. Tag im Bett kündigt sich an. Mein Rumgereise in verschiedene europäische Hauptstädte hat sich mit einer kleinen Frühjahrsmüdigkeit gerächt. Immerhin scheint der Gedanke, die Tastatur zu bedienen, heute nicht mehr ganz so abwegig wie gestern. Auch habe ich es geschafft, mich unter die Dusche zu stellen, denn das wäre ja sonst eklig geworden hier. Mein Haar hat mehr Licht absorbiert, als dass es glänzte. 
So eine Krankheit muss man ja auch immer ganzheitlich und positiv sehen und son Kram und deswegen denke ich, dass ich jetzt Zeit habe, über alles mal richtig in Ruhe nachzudenken, wie Herr Lehmann sagen würde. Herr Lehmann ist überhaupt das einzig Wahre, Herr Lehmann hat den Bogen raus. Herrn Lehmann müsste ich eigentlich nochmal eine ganz eigene Hommage schreiben.
Man bekommt auch mal mehr von der Nachbarschaft mit, die hier nicht gerade das pralle Leben versprüht. Aber auch hier wird gekommen und gegangen, ein Schwätzchen ausgetauscht und gegärtnert; ganz beschaulich fiebere ich meiner Genesung entgegen.