#1: Blick in den Innenhof vom Schreibtisch und Schreibtisch.
#2: Wohnzimmer.
#3: Küche, Mittagessen, Polish Patterns Bettwäsche, Treppenaufgang mit Spitzengardinen.
Freunde von Freunden, diese Webseite, die mich durch die unglaubliche,
betont uninszenierte
Perfektion ihrer abgebildeten Bewohner der digitalen
Bohème und deren Wohnungen regelmäßig
kopfschüttelnd-ungläubig vor meinem
Bildschirm verharren lässt (ja, fragt mich ruhig, warum
ich die Seite dann
überhaupt anschaue).
Hier meine Version - Freunde fon Freunden (Exklusiv-Interview mit Selbst):
æne, who lives in this typical old building from the times when Wrocław
was still German, welcomes
us with her warm-hearted smile and freshly bought
Polish herbatniki in her flat. We immediately
felt welcomed as if we had found
a home in the unknown. Polish warmheartedness has definitely
rubbed off on her.
So fängt es immer an. Die Gastgeber, die die Türen ihrer tollen Wohnungen
öffnen, werden erst
einmal in höchsten Tönen gelobt. Besonders wird die Wärme
und Menschlichkeit der Bewohner
betont – warum eigentlich dieser Wettbewerb im
Warmherzig-Sein? Würde sonst wohl doch
alles zu unmenschlich, gekünstelt
wirken.
FfF: æne gespinst, sag mal, kriegst du nicht den Koller in dieser
Wohnung?
æ: Doch, den Koller bekomme ich. Mich erfasst dann das ganz unbändige
Gefühl, mich vor eine
weiße Wand setzen zu wollen und sie tranceartig eine
lange Weile anzustarren.
FfF: Wie ist es für dich, in dem Haus anderer Leute zu wohnen, mit
deren Sachen in den Schränken?
æ: Ich habe mir Schneisen in diese Sachen gebahnt, und meine eigenen dazwischen
platziert.
Ein paar Dinge mussten in den Keller weichen. Also die Trockenblumen
und die Papstbilder meine ich.
Und die Kleider aus kommunistischen Zeiten. Von
denen hat man einen Ausschlag bekommen,
wenn man sie angefasst hat. Auch ein
paar Familienbilder aus dem Wohnzimmer mussten weichen,
denn sie verlangen
geradezu aufmüpfig nach einem persönlichen Bezug, den ich nicht bieten
kann. Ich habe die Bilder lieber zu den Kassetten und dem Sonntagsservice in
den Schrank
gelegt.
Insgesamt mag ich aber das Gefühl, in einer Wohnung mit
Geschichte zu leben, mit Familien-
geschichte, die ich ja teilweise auch kenne.
Die verschiedenen Lagen Farbe, Linoleum und Tapeten
zu sehen. Außerdem ist die Wohnung für mich ein großer Luxus, im wahrsten Sinne
des Wortes.
Auf 92m2 zu zweit lebt es sich sehr gut. Es dauert eine
Minute, von einem Ende der Wohnung
zum anderen zu laufen! (lacht).
FfF: Was ist der kurioseste Gegenstand, der dir in dieser Wohnung über
den Weg gelaufen ist?
æ: Eine Infrarotlampe, Familienfotoalben, Plastikkronleuchter. Auch die
Seife, die man in einen
Magnet hineindrückt um sie anzudocken, ist herrlich.
Hatte meine Oma auch. Eierschneider,
Pökelhölzer. Bettwäsche mit vielen Blumenmustern. Ockergelb gestrichener Fußboden...
FfF: Stopp stopp, das reicht. Wir wollen unsere Leser nicht verschrecken.
æ: Entschuldigung. Ich wollte noch ein bisschen weitermachen. Ich werde diese Wohnung sehr
vermissen, müssen sie wissen. Mit allem darin. Mit meinen Freunden und mir in dieser Stadt.
FfF: Dein Hausflur hat herausgeschlagene Fensterscheiben, duftet nach Bier und die Mülltonnen
im
Innenhof ernähren Bewohner wie Tauben.
æ: Ja, die Tauben sind wirklich nicht so angenehm. Und man sollte keine Yogaatmung im Treppen-
haus vollführen. Aber es ist immer was
los im Innenhof und auf den Wänden sind so viele Graffiti,
dass es auch nicht
langweilig wird beim Hochsteigen. Der Gegensatz zwischen diesem Hausflur
und
den Spitzengardinen, die jemand an den herausgebrochenen Fensterscheiben angebracht
hat, ist so herzzerreißend, dass ich manchmal weinen muss, wenn ich nach Hause komme.
FfF: Was hat dich dazu gebracht, in Polen zu leben?
æ: Das Leben ist originell (Italo Svevo).
The three hours of visiting passed so quickly as if we had been
friends forever. æne gespinst
very politely guides us back to her street as we
were a bit afraid of leaving the building alone.
We will come back in 15 years time
when everything is renovated and refurbished and gentrification
has proceeded.
Until then, we wish æne gespinst good luck with her future projects.