| Aene Gespinst |






aene gespinst.





21.03.12

Hin und zurück, hin und weg

Früher war für mich in Görlitz die Welt zu Ende, jetzt fängt dort die Reise erst richtig an. Ob in Richtung 
Deutschland oder in Richtung Polen. Görlitz ist erst die Grenze. (Jedes Mal muss man an der Grenze 
mit dem Ticket tricksen.)
Am Wochenende war ich in Weimar und habe nachgeholt, was mir am meisten gefehlt hat (siehe 
letzten verzweifelten Eintrag), vor allem: heiß (und stehend) duschen, in der warmen Sonne sitzen und 
auch sonst Wärme jeglicher Art absorbieren. Gute Luft in die Lungen saugen. Ich weiß nicht, was es ist 
in Wrocław, ich habe immer das Gefühl, nicht richtig durchatmen zu können. Vielleicht ist das noch 
die kommunistische Umweltverschmutzung, die alten Autos oder die Kohleheizung oder alles zusammen.
In Glauchau, Sachsen, wo wir umsteigen mussten, dann ein magischer Moment, die klare, reine Luft 
einzusaugen, mit Holzduft versetzt, der von der Holzfabrik herüberströmt. Dazu milde Frühlings-
temperaturen, selbst in der Dämmerung. Lackierte Backsteine, die in dem gelben Abendlicht 
glänzen. Glauchau, vor kurzen ein nichtssagender Fleck, jetzt ein herrlicher Ort. (Falls ihr mal dort 
vorbeikommt, steigt aus und dreht eine Runde. Sachsen ist klasse). 

Der Schaffner möchte noch kurz -Zitat- „einen Blick in unsere gültigen Personenbeförderungsdokumente 
werfen“ und dann sind wir in Weimar. Altbekannt, geliebt, verhasst, fast beruhigend all die Hipster 
zu sehen, die ihre Pläne zum Plotten bringen, ihre Siebdrucke abholen, ihre Modelle und modischen 
Accessoires zur Schau stellen und neuartige Produktentwicklungen beim Mittagessen gedanklich 
durchspielen. Die ihren Lebensradius vom Epizentrum M18 aufspannen, und dann zwischen S24, M12 
und E11 hin- und herpendeln.

Zurück in Polen. Sorry for my lungs, aber froh, Freunde wiederzusehen. In meinen Fitnesskurs 
gehen. Die Trainerin macht Trizepsübungen mit uns (tricepsów). Bei einem wilden Song kommt 
sie zu mir, guckt mich verschwörerisch an und sagt: „Polnischer Disko-Pop“. Aha. Dann klemmt sie 
sich einen Lolli zwischen die Pobacken, um zu demonstrieren, wie fest wir diese anspannen sollen. 
Einen Moment lang habe ich Angst, sie werde jetzt bei allen die Klemmprobe durchführen. Und dann 
würde der Lolli bei mir mit einem großen Plopp auf dem Boden landen.  
Idziemy idziemy! 

2 Kommentare:

  1. Reisesound, der passt zu meinem Hinterhofschattenlicht, dem ich gerade standhalten muss. SBTRHT spielt übrigens am 27.juli an der french riviera, beim midi festival ...

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  2. Sachsenpower. Glauchau. Görlitz. YEAH!

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