| Aene Gespinst |






aene gespinst.





31.08.11

Nordlicht






Turner Contemporary, Margate.


Dieses Museum ist William Turner gewidmet, der in Margate ein paar seiner berühmten Bilder gemalt hat und sich immer wieder von dem Licht dort inspiriert gefühlt hat. Chipperfield hat das Museum gebaut und es sehr gelungen geschafft, das besondere Licht im Gebäude einzufangen. 
Es war ein richtig schöner Ausstellungsbesuch, denn das Wetter war ausnahmsweise wunderschön (der Sommer in Kent ist nicht immer Zuckerschlecken) und ich hatte nichts zu tun. Ich hatte sogar fast Langeweile, sodass Chipperfields Museum als einziges modernes architektonisches Highlight in der Region die optimale Beschäftigung war. 
Ich habe die Fotos erst jetzt wieder in digitalen Bilderfluten entdeckt und wollte sie noch gerne posten, bevor ich morgen gen Osten aufbreche.

27.08.11

Über Kunst schreiben

Sunflower Seeds von Ai Weiwei



In zwei Ausstellungen war ich in letzter Zeit, die mir wirklich sehr gut gefallen haben.
1. in der Gabriel Orozco-Ausstellung in der Tate Modern, woher auch die Bilder stammen und 2. in der Sibylle-Bergemann Ausstellung im C/O Berlin. (Hier und hier waren schon begeisterte Bloggerinnen dazu zu lesen).

Gabriel Orozco macht aus Alltagsgegenständen, also oft aus scheinbar nichts, Kunst. Es ist trotzdem nie banal, aber auch nicht aufgeregt; er verpasst Dingen einfach einen kleinen „Twist“, eine Ironie oder eine unaufdringliche Dramatik. Das an sich ist sehr beeindruckend und unterhaltsam. Orozco hat zum Beispiel einen menschlichen Schädel mit einem unglaublich regelmäßigen Schachbrettmuster bemalt (Bleistift!); er hat einer Portion Ton die Form des Hohlraums zwischen seinen Händen gegeben (sieht aus wie ein Herz); er hat ein Auto (eine DS) zerschnitten, den Mittelteil herausgenommen und wieder zusammengebaut; er ist mit einer gelben Schwalbe durch Berlin gefahren und hat alle anderen gelben Schwalben fotografiert; er hat auf ein Klavier gehaucht und seinen Atem fotografiert, bevor dieser ganz schnell wieder verschwunden wäre; er hat einen Ventilator mit Klopapierrollen behängt, was sehr graziös aussieht, wenn der sich dreht; er hat eine große Gummikugel durch Berlin gerollt, in der sich dann die Abdrücke der Stadt wiederfanden, usw. Ich stelle mir da einen Künstler vor, der seine Umwelt aufmerksam und sehr verspielt wahrnimmt und einfängt und das allein ist doch vollkommen ausreichend.

Die Beschreibungen in dem kleinen Faltblatt, das es am Eingang der Ausstellung gab, nehmen dem ganzen jedoch seine Subtilität und haben mich wie häufig eher genervt. Die Objekte werden mit symbolischer Kraft überladen oder mit nichtssagenden Worthülsen beschrieben, wo es eigentlich nichts zu beschreiben gibt.
Orozco hat zum Beispiel eine Skulptur gemacht, die aus den Haar-, Haut- und Stoffresten besteht, die sich als filzige Lappen in Waschmaschinen öffentlicher Waschsalons sammeln. Diese Lappen hat er über Leinen gehängt und da hängen sie und jeder sieht etwas anderes darin. Die Beschreibung sieht darin „a meditation on the body and the precariousness of human life“ und: „in the immediate aftermath of September 11 the ash-coloured lint took a poignant significance“  - das scheint mit doch ein bisschen dick aufgetragen, Leben, Tod und Terror – alles soll in diesem Objekt stecken! Ich finde die Haarlappenaktion schon so einfallsreich und eklig an sich, dass ich darin nicht noch den 11. September sehen muss. Faszinierend, dass Orozco den Ekel vor den Fetzen überwunden hat. Andererseits kommen sie ja frisch aus der Waschmaschine.

Ein anderes Phänomen in Ausstellungsbroschüren ist eine beliebige Sprache, angereichert mit ein paar modernen Schlagworten, die dem Betrachter vermitteln sollen, dass jede Interpretation möglich und eine Festlegung unzulässig ist. Zu Sibylle Bergemanns Polaroid-Ausstellung liest man: „Ihre Fotografien sind vielschichtig (...), so dass man sie immer wieder anders, neu betrachten und verstehen kann.“ – Wer hätte sich das ohne diesen Satz getraut? Außerdem wird darauf hingewiesen, dass eine Fotografie „vergänglich ist“, das Jetzt ist auch „flüchtig, fragil und (...) schwer zu fassen“, „Augenblick und Ewigkeit“ liegen aber dennoch nah beieinander auf einem Foto und schließlich sind „genau diese oszillierenden Ebenen und das Vergängliche in all ihren Bildern unverwechselbar.“ Aha. Das wird Bergemann nicht gerecht, denn eigentlich hält doch jedes Foto einen vergänglichen Moment fest, der sich nicht reproduzieren lässt.

Ich warte noch auf Kunstbeschreibungen, die das Kunstwerk nicht mit Bedeutung erdrücken, die noch gewaltiger als die Kunst daherkommen möchten, die andererseits aber auch nicht ganz so nichtssagend sind! 

08.08.11

Last Bit






Die Suspension Bridge in Bristol. (Auch eine tolle Stadt). Nach einem Regenguss in dem schönen nordischen Licht glänzend.


(Wow, dies ist mein hundertster Post. Nicht so viel, wenn ich mal darüber nachdenke, wie lange ich das hier eigentlich schon mache).

06.08.11

Bottled in Bath


































Dieses wunderschöne kleine Museum in Bath ist entstanden, als ein großer Mineralwasser- und Limonadenhersteller, Bowler, sein Geschäft aufgegeben hat. Bowler hat allerdings auch vieles andere produziert, denn wer überhaupt Maschinen besaß, der konnte eigentlich gleich alles mögliche herstellen. 
Sonst ist Bath eher für seine römischen Bäder bekannt, aber die Höhe des Eintritts schreckt den Studenten ab, wie leider so oft in England. So haben wir der Arbeitervergangenheit Baths nachgespürt, auch wenn das eher ungewöhnlich ist für diese reiche, sandsteinfarbene, edle Stadt.