| Aene Gespinst |
aene gespinst.
22.05.12
Kreta :: Κρήτη #3
Nun, ich verwirre wohl meine Leser, denn nein, es hat nicht im Mai geschneit in Polen (kann
aber auch vorkommen). Ich war schon im April in Kreta, dieser Blog folgt einfach keiner Chronologie.
Ich versuche es immer wieder mit Chronologie, aber es will nicht so recht klappen. Es schneit
überhaupt nicht in Polen, ganz im Gegenteil hat uns seit Tagen eine Hitzewelle erfasst, 30° schon
um 11 Uhr morgens, dazu Sommergrippe und Klausuren. Ganz wunderbar, diese Kombination!
Das zentralosteuropäische Klima ist anstrengend, es ist so extrem. Zwischen Sommer und Winter;
zwischen Hitzewelle und 12° vor einer Woche noch; zwischen Tag und Nacht. Es fehlt das Meer
als isolierende Schicht, auf dieser großen Landmasse sind wir ganz den Launen von Sonne,
Wolken und Wind ausgesetzt.
Zurück zu Kreta, denn mit der Rückschau dieses Urlaubs bin ich ja gerade beschäftigt. Es war
das erste Mal für mich, das Mittelmeer im Frühling zu sehen. Es hat alles geblüht, Margeriten,
Ginster, Mimosen, Orangenbäume... Es hat anders geduftet als im Spätsommer, frischer, leichter,
noch nicht so herb und würzig.
-----Habe ich schon erwähnt, dass ich ein Haus am Mittelmeer haben möchte? (Später, wenn
ich groß bin?)
21.05.12
Kreta :: Κρήτη #2
Am letzen Tag war Aprilwetter, es hat geregnet, gehagelt, gestürmt, dann hat die Sonne geschienen.
Mit unserem kleinen Mietauto mussten wir irgendwo auf einer der kleinen Straßen, die sich durch
Kretas Berge winden, anhalten, da sie sich in einen Bach verwandelt hatte. Kurze Zeit später
war alles vorbei und Dampf stieg aus den Tälern empor. Der Regen hat uns nichts ausgemacht, denn die Farben waren dennoch wunderschön und die Sonne kam für die Dauer unserer Siesta
-in ein Tuch eingerollt am Strand - hervor. Es hat uns sowieso alles überhaupt nichts ausgemacht,
nicht das Wetter, nicht die albernen Amerikanerinnen aus unserem Hostel, mit denen wir uns das
Auto geteilt haben, denn wir waren in Kreta auf dem Weg nach Elafonisi, wo eine dünne Landzunge
(Sandzunge, nur einige Meter breit) eine kleine Insel mit Kreta verbindet. Nichts hat uns irgendwie
etwas ausgemacht, denn es war der letzte Tag, am selben Abend mussten wir in den Flieger
steigen, nach Polen zurück, wo es in unserer Abwesenheit nochmal geschneit hatte. Wir sind in eine
kleine Taverne eingekehrt, wo wir frischen Fisch gegessen haben, den uns die Wirtin vorher in ihrer
Küche gezeigt hatte und Dakos (Vollkornkräcker mit Tomaten und Schafskäse) und griechisches
Jogurt mit eingelegten Bergamotten haben wir auch gegessen und Bergamottenlikör getrunken.
Und es war herrlich.
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15.05.12
Kreta :: Κρήτη #1
Nie waren die Sinne wacher, akuter; nie waren Oliven schmackhafter, Feigen frischer, die Haut
sonnengestreichelt, die Füße verzückt von dem Gefühl, auf Sand zu laufen. Sand zwischen den
Zehen hochpressen, dem Sand beim Fließen mit den Wellen zuschauen, das Salzmeerwasser
noch kühl im Frühling, selbst am Mittelmeer.
Nur wer einen polnischen Winter in voller Länge erlebt hat, kann sich so freuen.
Wir haben uns so gut gefühlt.
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13.05.12
Verwandlung
Seit die Hitzewelle über Osteuropa hergezogen ist und das
Thermometer immer mal wieder 30° anzeigt,
hat sich diese Stadt verwandelt. Der
Kontrast zum Winter könnte nicht größer sein. Wenn es heiß
und sonnig ist,
werden die Polen zu den größten Party Animals, die ganze Stadt ist überhaupt
eine
große Party, auf jeder Oderinsel werden Bühnen aufgebaut und Drinks ausgeschenkt.
Von überall
her dröhnt Musik; vor allem in unserem Innenhof, der dann für
spontane Feiern genutzt wird. Die
ganze Stadt vibriert, es ist so lebendig; ich
habe das Gefühl, es wird wieder gutgemacht, was der Winter
angerichtet hat,
alle müssen etwas nachholen – Sonnenstrahlen, deren Wärme die Haut speichert
bis in die Nacht, wenn es ein wenig frischer wird. Letzte Woche war Juwenalia,
das Fest der Studenten,
an dem sie symbolisch den Schlüssel der Universität
überreicht bekommen und für ein paar Tage
das Regiment führen. Es ist so
exzessiv, dass ich mich gefragt habe, ob die Polen ihre ganze Arbeit
im
Winterhalbjahr erledigen, um den kurzen heißen Sommer voll ausschöpfen zu
können. Denn
wenn es heiß ist, scheint hier niemand in Arbeitslaune.
[Nur wir müssen arbeiten.]
02.05.12
Und plötzlich Sommer.
Blick aus dem Fenster. Von meinem Schreibtisch.
Alle sind erwacht und leben wieder.
Das Hoch über Osteuropa!
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