Das Leben ist schwieriger geworden. Alles muss man selber machen. Mir fällt es immer wieder auf und dann wäre ich gerne so diszipliniert wie Kant (ja, der Vergleich darf jetzt ruhig mal herhalten). Er dachte, die wahre Freiheit des Menschen läge in der Beherrschung seiner Emotionen/Passionen, im moderneren Sinne könnte man vielleicht Laster sagen. So lautet jedenfalls meine eigene Interpretation. Kant hatte einen ganz regelmäßigen Tagesablauf und wenn er Husten hatte, verkniff er sich das Husten, um sich zu beweisen, dass seine Willenskraft stärker als seine Impulse war (und dass seine Moraltheorie auch wirklich stimmte). Das ist natürlich albern von ihm gewesen, aber mir geht es um den Grundgedanken.
Wenn die Unis zum Beispiel am Eingang der Bibliotheken jemanden Autoritäres postieren würden, der jeden Tag kontrolliert, wann der Student das Gebäude betritt und es verlässt, und dann womöglich noch mit Sanktionen drohen würde, dann würde ich keine Zeit verlieren! Wenn alle zehn Minuten mein Rechner schwarz werden würde und mich fragen würde: Willst du jetzt wirklich noch das fünfzehnte Profil von dem Ex der Schwester deiner Grundschulfreundin angucken? (ja) (nein), dann würde ich vermutlich recht zügig peinlich berührt auf (nein) klicken.
Aber diese Instanzen gibt es nicht und es ist sehr schwer, sie in sich selbst zu errichten. Ich kann das morgendliche "Aus-dem-nochmal-Umdrehen-ist-nochmal-ein-Tiefschlaf-geworden"-Gefühl beim (Nicht-)Aufstehen auf niemanden schieben, außer auf mich selbst, was dieses Gefühl dann noch schlimmer macht. Das ist der Preis der Freiheit, die wir haben und dadurch sehr schnell nicht mehr haben. Vielleicht bleiben Freiheiten nur Freiheiten, wenn man sie für sich selbst wieder einschränkt.
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