| Aene Gespinst |






aene gespinst.





31.05.11

Black or White



Ich habe erst im Leeds Castle, das sich nicht in Leeds befindet, gelernt, dass es auch schwarze Schwäne gibt. Das Schloss ist auf einer kleinen Insel in einem kleinen See erbaut und sehr alt. Es hat so einige Belagerungen mitgemacht und wurde schließlich in den 1950er Jahren von Lady Baillie gekauft, da sie es schmuck fand und das nötige Kleingeld besaß. Und, wie das so ist bei Schlössern, gehören auch Schwäne dazu. Die Lady hat die schwarzen Schwäne aus Australien mitgebracht, die sich als Markenzeichen im Schlosssee reproduzieren durften. Sie hat auch jedes ihrer Handtücher mit den schwarzen Schwänen besticken lassen. Und, auch wenn es nichts mit Schwänen zu tun hat, sie hat mit 32 Jahren ihren dritten Mann geheiratet und sich mit 45 wieder geschieden. Das Leeds Castle war demnach ihre am längsten währende Liebe.     



29.05.11

Manchmal muss ich zu meiner eigenen Freude Blumenbilder posten





Mohn, Akelei, Je-länger-je-lieber und andere Blumen mit schönen Namen kann man in England viel bestaunen. Blumen sind außerdem sehr fotogen, sie sehen immer schön aus und halten ganz ruhig. Sie sind ein sehr dankbares Motiv. Ich bin wirklich ein großer Fan von Blumen. 

26.05.11

Heilige Anwandlungen




Sonnendurchflutete Canterbury Cathedral. 

24.05.11

|ˈnōˌmad|

Und schon wieder ein Exam hinter mir, die Post-Exam-Erleichterung füttert den Blog. Schrittchen für Schrittchen, Exam für Exam, nähern sich mein Semester und meine Englandzeit dem Ende. Dann geht es schon wieder an neue Ufer... Das Schöne an aene gespinst ist ja, dass ich euch jedes halbe Jahr von einem anderen Ort Bilder und Eindrücke posten kann, da ich meine Zelte sehr sehr oft woanders aufschlage. Ich bin hauptberuflich Nomade. Neo-Nomade. Mein modernes Zelt sind zwischengemietete möblierte WG-Zimmer und mein Gepäck ist ein Koffer, ein Computer, naja, und ein paar Kleider natürlich. Und eine Kamera. Aber vorerst werde ich noch ein wenig genießen, dass ich gerade bin, wo ich bin. 

20.05.11

Englischer Frühling #2







Der pastellfarbene englische Frühsommer mit archaischer, aber dafür ästhetischer Stromversorgung.

Heute habe ich mein erstes Exam geschrieben, es folgen noch drei. Ich habe sehr lange keine Klausuren mehr geschrieben und meine zur Handschrift benötigten Muskeln haben sich spürbar zurückgebildet. Ich kann mich gar nicht mehr mit meinem krakeligen Schriftbild identifizieren! Gott sei Dank oder leider geht es bei diesen Klausuren für mich um gar nichts (außer vielleicht meine Handschrift wieder in den Griff zu bekommen), weshalb ich es Gott sei Dank oder leider nicht geschafft habe, größere Mengen Adrenalin in mein Blut auszuschütten. Vielleicht ist das auch besser so, denn Michel Foucault hätte es sicher auch nicht gewollt, dass ich nervös bin, nur weil er ein paar Bücher geschrieben hat. 

Ich saß in einer riesigen Turnhalle auf dem Platz G5, wie bei Schiffe versenken, wobei G5 natürlich der Volltreffer war. Vor Beginn kam eine Lautsprecheransage wie im Flugzeug, jetzt geht es aber los, dachte ich, man solle nicht versuchen, abzuschauen und, wenn überhaupt, nur stilles Wasser trinken. Die Student ID mit der Exam Number wird rechts oben auf den Tisch gelegt. Ich war eine Nummer in einem System auf meinen entsprechenden Koordinaten und ich fands ganz okay. 

18.05.11

Labyrinth




Ich habe ein Labyrinth in meinem Fuß entdeckt. Mann, ist das kompliziert! Jetzt weiß ich auch, warum ich mich so oft verlaufe. 

16.05.11

Steinzeitlich




















Mein Fotoapparat Canon F1 ist schon sehr alt, aber immer noch tüchtig. Analoges Fotografieren ist mir immer noch das liebste, aber vielleicht habe ich einfach noch nicht die optimale digitale Spiegelreflex-Kamera für mich gefunden. Bei der F1 gibt es keine Automatik, und sie ist vollkommen mechanisch. Man braucht nur eine Batterie für den Belichtungsmesser. Das ist ein sehr versicherndes Gefühl, zu wissen, dass diese Kamera jederzeit einsatzbereit ist und keine Elektronik spinnen kann und kein Akku leer gehen kann. Das nenne ich robust.

Neulich habe ich meinen Blog auf einem steinzeitlichen Rechner angeschaut, das hat mich einigermaßen entsetzt. Überall waren so komische Serifenschriften und ganz merkwürdig angeordnete Dinge und Farben. Nun frage ich mich, ob ihr den Blog alle auch gut sehen könnt oder ob er ganz deformiert bei euch ankommt. 

15.05.11

Englischer Frühling































Nachdem Blogger nun wieder funktioniert, wir sind ja alle schon ganz nervös geworden, kann ich endlich wieder loslegen. 
Der englische Frühling ist wunderschön, überall blühende Apfel- und Kirschbäume (soweit mein botanisches Auge das bestimmen kann), zarte Farben, milde Luft und viel Grün. Wattebäuschchen am blauen Himmel, Fachwerkhäuser, Backsteinhäuser, frische Farbe für die kleinen Cottages und sehr geschmackvolle Gärten. Wenn es ums Gärtnern geht, kann man den Engländern nichts vormachen, da sind Profis am Werk, das merkt man gleich. 
Das ist das Setting, indem ich mir die englischen Romane aus dem 18. Jahrhundert vorstelle, wobei ich zugeben muss, dass ich nur Wuthering Heights gelesen habe. 

11.05.11

Wahrzeichen






Die Jahrhunderthalle in Breslau und ein in der Iglica ver(w)irrter Bertrachter.
Die Jahrhunderthalle, Hala Stulecia, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Max Berg und Hans Poelzig gebaut, also zu Zeiten, wo Breslau noch zu Deutschland bzw. zu Preußen gehörte. Die Halle ist heute Weltkulturerbe und wird gerade renoviert, sie soll ihr Aussehen von 1913 wieder erhalten. Deshalb konnten wir sie leider nicht betreten. Von innen soll die riesige Kuppel besonders beeindruckend sein.
Direkt neben der Halle, zu der eine ganze pompöse Brunnen- und Parkanlage gehört, ist der „Ogród Japonski“. Genau, der japanische Garten. Japonski ist bisher mein polnisches Lieblingswort (ich kenne ja nur vier polnische Wörter und dieses hat den Vorzug, dass man es gleich versteht).

10.05.11

Brief


Liebe Konzentration,

vielen Dank für deinen Besuch, auch wenn er schon etwas länger her ist. Wenn du demnächst mal wieder vorbeikommen möchtest, würde ich mich sehr freuen. Ich habe immer Zeit für dich und du darfst auch gerne länger bleiben.

Deine Aene 

Profipolin























Sehr tapfer und erfolgreich habe ich mich in Polen mit meinen drei Wörtern Polnisch durchgekämpft, die da wären: Dzien dobry (Guten Tag), Tak (Ja) und Dziekuje (Danke). „Nein“ kann ich noch nicht sagen, aber Nein sagen fällt einem ja manchmal sogar in der eigenen Sprache schwer, also ist das wohl zu verzeihen. Mit „tak“ und einem strengen Gesichtsausdruck kann man vielleicht sogar auch Entsprechendes signalisieren? Schwierig wird es nur, wenn einem „oder“-Fragen gestellt werden. Das ist mir auch prompt passiert, da war ich nicht vorbereitet. Ich habe im Supermarkt (an der Theke!) Kohlsalat gekauft (passt besser zu Polen als Rucolasalat mit gehobeltem Parmesan und halbierten kandierten Kirschtomaten). Die Dame hinter der Theke hat mich dann gefragt, ob ich die kleinere oder die größere Größe wolle. Unvorbereitet wie ich war, habe ich nur schnell „tak“ sagen können, was sie ziemlich verwirrt hat und mich auch. Dann hat sie nacheinander auf die verschiedenen Größen gezeigt und ich habe dann bei der passenden Größe (es war gleich die erste, die größere) „tak“ gerufen. 

07.05.11

Food

Mir ist aufgefallen, dass ich noch gar nicht übers Essen geschrieben habe, obwohl ich das doch eigentlich gerne tue und auch gerne vorbereite. Ich könnte sogar mal eine neue Rubrik für das Essen erstellen. Oder degeneriert mein Blog dann zu einem nervigen Food-Blog? Ich frage mich ohnehin, wieso die meisten Blogs sich immerzu um schönes Essen und schöne Dinge drehen. Wirklich, die meisten Blogs von irgendwelchen Designern drehen sich ausschließlich um Ästhetisches, Köstliches und um Bilder ihrer eigenen Füße (in ästhetischen Schuhen auf ästhetischen Böden). Ich möchte hier keine Bilder von Designerfüßen verlinken, da ich niemanden diskreditieren möchte. Und schließlich schaue ich mir das auch gerne an, schön ist es ja, aber es drängt sich auch der Verdacht auf, dass "die Freude an den kleinen Dingen des Lebens" bei den künstlerisch ambitionierten Bloggern zur großen Staatsaffäre geworden ist. Mh, und zu guter Letzt meine beiden Food-Favoriten: Rezepte für die, die es natürlich mögen und ein Video für die, die gerne Teig kneten und Brot backen oder gerne anderen dabei zuschauen. 

06.05.11

Pi-Pa-Polen

...so habe ich unser Nachbarland getauft, gleich auf meiner ersten Reise dahin. Der Umsonst-Reiseführer "Visitor" hat mit einigen nützlichen Tipps aufgewartet, um dem polenunerfahrenen Touristen-oder-bald-Einwohner die Reise zu erleichtern:


Rubrik Sicherheit:
"Man kann nicht eindeutig feststellen, ob Polen für Touristen ein sicheres Land ist oder nicht. (...) Auch an scheinbar sicheren Orten kann etwas Unerwartetes, Gefährliches passieren." (Bezplatny Przewodnik, S. 12) 
Das ist ungemein beruhigend und widerspricht allen Klischees. 


Rubrik Sexuelle Minderheiten:
...die sind zwar noch nicht so toleriert, "man darf aber nicht übertreiben und bestimmt keine Angst haben, nach Polen zu kommen." (Bezplatny Przewodnik, S. 14)
Nun bin ich sexuell zwar nicht in der Minderheit, aber wenn ich es wäre, würde ich in Polen eine Streetparade feiern. 


Rubrik Trinkgeld:
"Trinkgeld ist immer eine heikle Angelegenheit." (Bezplatny Przewodnik, S. 15)
...fast so heikel wie sexuell in der Minderheit zu sein. 


Rubrik Umland besichtigen:
"Kurorte eignen sich wunderbar für Erholung und Gesundheitspflege sowie die Heilung der von der Zivilisation angeschlagenen Nerven. Jeder wird den Kurort gesünder, schöner und vor allem entspannt verlassen." (Bezplatny Przewodnik, S. 74)
Habe schon gebucht. Habe auch ganz angeschlagene Nerven. Und die Zivilisation ist nicht ganz unschuldig daran (die Drecksau). 


Rubrik Großzügigkeit (habe ich mal so getauft):
"Falls Sie länger in Breslau bleiben wollen, können Sie alle Vorschläge aus unserem Stadtführer gerne in Anspruch nehmen!" (Bezplatny Przewodnik, S. 31).
Danke.

03.05.11

Entscheidungsfindungsphase




Entscheidungsfindungsphase und keine Zeit zum Meditieren über eben diese Entscheidung. Was soll ich bloß tun? Der Anblick dieser Dolden (dieses schöne deutsche Wort wollte ich gerne mal wieder benutzen) beruhigt mich zwar, aber es ist trotzdem absurd, vor einer Wahl zu stehen, die ungefähr so aussehen könnte: Breslau und/oder Santa Barbara und/oder Halifax und/oder Kapstadt und/oder Sydney. Sehr absurd und sehr schwierig. Hilfe.